Josef Schmitz-Schunken, Ortsvorsteher und ehemaliger Berufsbrandmeister, 54 Jahre berichtet:
 
Ich war an dem Tag nicht da und habe erst abends die Ruine gesehen. Ich bin in Merode geboren und aufgewachsen. Mein Vater und mein Bruder haben nach dem Krieg wochenlang mit ihren Pferden den Schlossweiher vom Schutt befreit. Als 1965 die Fahne auf dem Kapellenturm erneuert wurde für den Wiederaufbau, da habe ich sie als Schmied aufgearbeitet und montiert, als 18jähriger. Für mich war dieser Brand eine Katastrophe, es war für mich ein richtiger Schock. Der Fürst war früher der größte Arbeitgeber hier. Die Verbundenheit mit der Familie geht also weit in die Geschichte zurück, aber der Prinz hat das jetzt wieder erlebt. Schon am Dienstagabend waren mindestens dreißig, vierzig Leute hier zum Helfen. Das war auch nötig wegen der Wetterlage. Und am Mittwochmorgen mußte ja nochmal nachgelöscht werden, da war aber schon vieles ausgeräumt worden.
 
Die Hilfe wurde nicht zentral organisiert, die Leute sind ganz spontan gekommen. Es wurde auch niemand zur Arbeit «eingeteilt», wir räumten einfach Zimmer für Zimmer aus, bis Donnerstag. Die Mitglieder der Vereine haben sich untereinander infomiert, wie die Bläservereinigung und die Maigesellschaft oder die Jungesellen von Merode.
 
Dr. Hans Porschen, Vorsitzender des Kulturausschusses, Organisator der Kulturtage 2000 der Gemeinde Langerwehe berichtet:
 
Schon am Tag des Brandes haben wir beschlossen, daß die zwei geplanten Konzerte stattfinden werden. Die Prinzessin hatte die für mich unfassbare Fähigkeit, angesichts der Flammen noch zu fragen: «Und was machen wir mit den Kreiskulturtagen?
 
Wir werden, wenn das Bauordnungsamt uns keine Schwierigkeiten macht, die Konzerte am 12. und 13. September in den Räumen des Schlosses stattfinden lassen, also in der Halle und im Salon. Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann gehen wir eben in ein Zelt im Park. Aber wir bleiben auf jeden Fall hier. Ich möchte versuchen, die Leute zum Spenden zu ermuntern. Wir werden die Kreiskulturtage nutzen, um die Besucher und Besucherinnen auf die Spendenkonten hinzuweisen, mit deren Hilfe das Schloss wieder aufgebaut werden soll. In der Bevölkerung gibt es dazu bereits viele Ideeen wie z.B. Benefiz-Veranstaltungen. Der Kontakt zwischen der Familie und dem Dorf war immer gut, da hat es nach meiner Beobachtung nie wesentliche Spannungen und Konflikte gegeben. Es war immer ein Miteinander, die Familie hat immer Schloss und Park für angestammte Feste zur Verfügung gestellt.
 
Die Gemeinde Langerwehe hat ein absolutes vitales Interessse daran, daß Schloss Merode wieder aufgebaut wird!
 
Christoph Bailly, 35 Jahre, Drucker, berichtet:
 
Ich komme aus Merode. Zwanzig Jahre lang habe ich hier gewohnt, von Kindheit an. Im Schlossweiher bin ich als Junge Schlittschuh gelaufen. An dem Montag mittag war ich dienstlich unterwegs. Ich fuhr auf der Autobahn von Köln nach Aachen, wo ich arbeite. Da sah ich links Rauch aufsteigen und habe sofort gedacht: Das ist zu Hause! Mit dem Handy rief ich meine Eltern an und hörte: «Das Schloss brennt!»
 
Ich fuhr zum Park und sah vom Schloss erstmals nur Qualm, dann aber konnte man sehen, wieviel zerstört ist. Da habe ich mir gedacht: Das ist eine von den Katastrophen, von denen man sagt, so etwas passiert mir nicht. Und dann ist man doch auf einmal mittendrin.
 
Das Schloss gehört zum Dorf. Wir haben hier eine Katastrophe erlebt, aber sie kann auch etwas Gutes zeigen, nämlich daß das Dorf und die Prinzenfamilie zusammengehören. Das ist nicht blasse Theorie! Sonst hätte ich hier nicht seit vier Tagen geschuftet. (Ich habe auch viel Leckeres zu Essen bekommen! So viele Leute haben etwas gespendet für uns!) Auch nach dem Krieg, als das Schloss fast ganz zerstört war, haben die Leute aus dem Dorf viel Kraft in den Wiederaufbau gesteckt. Vielleicht kann der Inhaber dann, wenn alles wieder steht, noch mehr zeigen, dass das Schloss zum Dorf gehört. Es sollte nicht zu viel «Zaun» darumherum sein, aber es muß natürlich eine Privatsphäre geben.
 
Was mich sehr beeindruckt hat: In den Medien wird immer behauptet, die Welt sei knallhart, ohne Mitgefühl. Hier hat man gemerkt, daß das nicht stimmt. Man hat gesehen, wieviel Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft und Solidarität es gibt. Ich gehe einfach davon aus, daß das Schloss hier bald wieder steht, und dann wird jeder nach seinen Möglichkeiten sein Scherflein dazu beitragen haben.
 
 
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