Zusammenfassung
der Kriegsereignisse im Raum Merode von Albert Trostorf
Die
nachfolgenden Aufzeichnungen basieren auf meinen in
den letzten 17 Jahren getätigten Nachforschungen über
die Kriegsereignisse im Raum Merode. Bei Ausbruch
des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 spürte
man unter der Meroder Bevölkerung nichts von der Begeisterung,
welche es 1914 bei Ausbruch des 1. Weltkrieges gegeben
hatte. Zu frisch noch, waren die Erinnerungen an diesem
Krieg, in dem 58 junge Männer aus unserer Pfarrgemeinde
ihr Leben lassen mußten.
Mit
dem Kriegsbeginn gegen Polen wurden die Landwirte
verpflichtet, ihre Pferde abzugeben. Entsprechende
Entschädigungen wurden von den Behörden dafür gezahlt.
Kranke, ältere und tragende Tiere brauchten nicht
abgegeben zu werden. Nach der Kriegserklärung von
England und Frankreich an das Deutsche Reich, am 3.
September 1939 wurden alsbald die älteren Jahrgänge,
überwiegend die Veteranen des 1. Weltkrieges zur Wehrmacht
eingezogen, um die bis dahin ungesicherte Westgrenze
und den noch nicht ganz fertig gestellten Westwall
zu besetzen, da man einen Angriff der Franzosen und
Engländer befürchtete. Die Soldaten aus dem Raum Merode
und Schlich wurden größtenteils entlang der Deutsch
- Belgischen Grenze zwischen Monschau und Losheim
eingesetzt. Ein Angriff der westl. Alliierten erfolgte
allerdings nicht und so wurden diese Soldaten unmittelbar
nach Beendigung des Polenfeldzuges wieder aus der
Wehrmacht entlassen. Die letzten kehrten im Dezember
1939 heim.
Während
des strengen Winters 1939/40, der bis in den Mai hinein
anhielt, erfolgten im Raum Merode und Schlich abwechselnde
Einquartierungen von deutschen Soldaten, aus Ostpreußen,
Oldenburg und aus dem Raum Kleve. Das gesamte Gebiet
entlang der deutschen Westgrenze wurde nun zum Bereitstellungsraum
für den am 10. Mai 1940 beginnenden Westfeldzug. Für
die Bevölkerung waren diese Einquartierungen mit allerlei
Entbehrungen und Strapazen verbunden, denn in den
Häusern wo Platz genug war, mußten Soldaten aufgenommen
werden. Für die damalige Dorfjugend waren diese Ereignisse
ein neues Abenteuer, denn endlich war mal etwas los
in dem sonst so ruhigen Merode.
Am
10. Mai 1940 rückten die letzten dt. Soldaten aus
Merode ab. Der Westfeldzug hatte begonnen. Die neutralen
Staaten Holland, Belgien und Luxemburg wurden ohne
Kriegserklärung in die Westoffensive mit einbezogen.
Unaufhörlich rollten die Fahrzeugkolonnen über die
Reichsstraße 264 in Richtung Westen. Militärzüge transportieren
Nachschub und brachten Verwundete zurück. Flugzeuge
flogen tagsüber hin und her. Gespannt verfolgte die
Bevölkerung das Geschehen an den Rundfunkgeräten und
in den Zeitungen. Nur die älteren Leute, welche schon
einmal einen Krieg miterlebt hatten, fanden die Massen
von Kriegsmaschinen verbrecherisch und schon bald
zeigte sich die Kehrseite der Medaille, als die Nachrichten
von den ersten Gefallenen eintrafen. Sondermeldungen
über gewonnene Schlachten oder besondere Ereignisse
wurden im Rundfunk mit Fanfaren Musik angekündigt,
Niederlagen wurden so verschönert wiedergegeben, als
wären sie unumgänglich gewesen.
Der
Westfeldzug war nach 6 Wochen siegreich beendet und
auf Anordnung der Partei mußten die Häuser 1 Woche
lang beflaggt werden. So allmählich kehrte wieder
Ruhe ein. Nur die Einflüge der britischen Bomberverbände
raubte so machen Meroder Bürger den Schlaf. Das Ziel
dieser Bomber waren in den ersten Kriegsjahren die
westdeutschen Großstädte Köln, Düsseldorf, Bonn, Wuppertal
und das Ruhrgebiet. Mit Entsetzen verfolgte man Ende
Mai 1942 in einer wunderschönen Vollmondnacht den
ersten Angriff mit über 1000 Bombern auf Köln. Da
es vor allem in der Landwirtschaft an männlichen Arbeitskräften
fehlte, setzte man hierfür polnische Kriegsgefangene
ein. Später kamen auch noch Ukrainer-Mädchen hinzu.
Aber hier herrschten strenge Vorschriften. So durften
diese Personen nicht mit am gedeckten Mittagstisch
sitzen oder auf Pferdewagen oder Fahrrädern fahren.
Sie mußten separat, meistens in Nebenräumen ihre Mahlzeiten
zu sich nehmen und zu Fuß zur Feldbestellung gehen.
Andererseits muß aber auch erwähnt werden, daß jeden
Sonntagnachmittag von Kaplan Heinrich Prinz eine hl.
Messe für die polnischen Kriegsgefangenen in der Schloßkapelle
gelesen wurde.
Mit
Beginn der alliierten Invasion in der Normandie, am
6. Juni 1944, setzte ab Ende August 1944 der Rückzug
der deutschen Heere aus Frankreich und Belgien ein.
Über die Reichsstraße 264 zog sich die geschlagene
dt. Wehrmacht in Richtung Rhein zurück. Es erfolgten
wiederum Einquartierungen von mehr oder weniger demoralisierten
deutschen Soldaten. Etwa seit Mitte August 1944 hielt
sich im Schloß Merode ein deutscher Leutnant von einer
Flakeinheit auf. Seine Aufgabe bestand darin, jene
Soldaten, welche ursprünglich einmal der Kriegsmarine
oder der Luftwaffe angehört hatten, zu Infanteristen
auszubilden. Die Ausbildung, welche ziemlich praxisnah
durchgeführt wurde, fand größtenteils im Raum Merode
und Schlich statt. Der erwähnte Leutnant sollte im
November 1944 am Schloß Merode nochmals eine bedeutende
Rolle spielen.
Mit
dem Näherkommen der Front setzte auch verstärkt die
Tieffliegertätigkeit ein. Diese Flugzeuge, auch “Jabos³
genannt griffen vor allem Züge, Fahrzeugkolonnen,
Fuhrwerke und Soldaten, gar einzelne Personen und
die auf den Felde arbeitenden Landwirte an.
Am 12. September 1944 hatten die ersten amerikanischen
Einheiten bei Roetgen, südlich von Aachen die deutsche
Grenze überschritten und innerhalb weniger Tage stieß
eine Kampfgruppe der 9th US Infantry Division und
der 3rd US Panzerdivision durch den sogenannten “Stolberg
Korridor³ bis nach Schevenhütte vor. Zu diesem Zeitpunkt
befand sich in diesem Raum keine geschlossene deutsche
Einheit mehr und für die Amerikaner wäre es ein Kinderspiel
gewesen, auf Düren oder gar auf Köln vorzustoßen,
aber infolge von Nachschubproblemen und der Beginn
der britisch-amerikanischen Offensive bei Arnheim
und Nimwegen kam der amerikanische Vormarsch erstmals
zum erliegen. Weitere Gründe dafür waren, daß die
Alliierten eine Sprengung der Urft- und Rurtalsperre
befürchteten, welche sich noch in deutscher Hand befanden
und somit das gesamte Rurtal überflutet hätten. Somit
konzentrierten sich die nächsten Schritte der Amerikaner
zunächst auf die Einnahme der Urft- und Rurtalsperre,
sowie die Einnahme der Stadt Aachen, welche am 21.
Oktober 1944 endgültig erobert werden konnte.
Deutscherseits wurde nun die aus dem Raum Danzig kommende
12. Infanterie Division unter dem Befehl von Oberst
Engel an die Westfront verlegt, um das “Loch südlich
von Aachen³ zu schließen. Die 12. Infanteriedivision
konnte mit ihren Regimentern 27, 48 und 89 den amerikanischen
Einbruch im Stolberg Korridor auf der Linie zwischen
Schevenhütte und Eilendorf abriegeln und den angreifenden
amerikanischen Verbänden bis zum 16. November 1944
hinhaltenden Widerstand leisten. Im Raum Merode und
Schlich befanden sich zu jener Zeit Rückwärtige Stellungen
und Stäbe des Artillerieregiments 12 der 12. Infanterie
Division, welche später in 12. Volksgrenardierdivision
umbenannt wurde.
Am 28. September 1944 gab es die ersten Todesopfer
unter der Zivilbevölkerung. Sechs Jungen aus Schlich
und Merode, waren in einem Lager der Hitlerjugend
bei Nörvenich einquartiert. Dieses Lager wurde von
Jabos angegriffen und bombardiert. Dabei fanden folgende
Jungen aus Merode u. Schlich den Tod: Karl Gast aus
Schlich 15 Jahre Josef Jordans aus Schlich 14 Jahre
Hermann Kurth aus Merode 15 Jahre Peter Kurth aus
Merode 16 Jahre Heinrich Stüttgen aus Schlich 15 Jahre
Edmund Thiemonds aus Merode 16 Jahre Einige weitere
Jungen aus Merode und Schlich wurden bei diesem Angriff
verwundet. Unter dem Brausen von Tieffliegern wurden
die Toten wenige Tags später auf dem Friedhof in D´horn
beerdigt. Im September und Oktober 1944 fanden schwere
Kämpfe im Raum Stolberg und im Hürtgenwald bei Lammersdorf
und Raffelsbrandt statt. Abgekämpfte Soldaten kamen
nach Merode und Schlich in Ruhestellung. Auf Schwarzenbroich
und in der alten Schlicher Vikarie befanden sich Truppenverbandsplätze.
Von hier aus wurden die schwerverwundeten Soldaten
den Lazaretten zugeführt. Am Forsthaus in Schlich
befand sich u. a. eine Reparaturwerkstätte der 9.
(Wiener) Panzerdivision. Diese Division, welche zu
einer der bekanntesten Divisionen der Wehrmacht zählte,
bestand größtenteils aus Österreichern, aber auch
Soldaten aus der hiesigen Gegend haben dieser Einheit
angehört. Von Merode und Schlich aus fuhren diese
Soldaten zu ihren Einsätze bei Stolberg, Hastenrath,
Werth und Mausbach. Ende September 1944 erfolgte der
erste Artilleriebeschuß auf Merode, welche u. a. im
Schloßpark und am westlichen und südlichen Ortsrand
von Merode einschlugen. Hierbei entstand geringer
Flur- und Gebäudeschaden. Das amerikanische Störfeuer
hielt somit bis zum 16. November 1944 an. Die amerikanischen
Fernkampfgeschütze konzentrierten sich vor allem auf
wichtige Verkehrsknotenpunkte diesseits der Rur. Solche
Ziele waren vor allem die Straßenkreuzung an der Kirche
in Langerwehe, die Kreuzung bei Gut Rothaus und die
westlichen und südlichen Ausfallstraßen von Düren.
Am 16. November 1944 starteten die Amerikaner den
Großangriff gegen die Rur. Diese Schlacht, von den
Alliierten “Operation Queen³ und von den Deutschen
“3. Aachenschlacht³ genannt, war eine kombinierter
Luft- und Bodenangriff auf der Linie Geilenkirchen
- Hürtgen. Noch in den Vormittagsstunden waren einige
Meroder Landwirte zur Feldarbeit ausgezogen und wurden
hier kurz nach 11.00 Uhr vom Luftangriff überrascht,
welche in Merode, Schlich, D´horn und Obergeich über
50 Tote unter der Zivilbevölkerung und eine nicht
bestätigte Anzahl an Gefallenen unter den anwesenden
Soldaten und Fremdarbeitern fordertet. Bei diesem
und späteren Angriffen büßten in Merode folgende Personen
ihr Leben ein: Balduin, Paul Bartz, Therese Müller,
Elisabeth Refisch, Johann Balduin, Sibille Fußberger,
Josef Müller, Katharina Wettstein, Peter Balduin,
Maria Kaiser, Klara Offermann, Johann Balduin, Anna
Linden, Maria Poschen, Gottfried Große Teile der genannten
Orte waren zerstört oder verbrannt. Auch das Schloß
Merode erhielt an diesem Tag den ersten Bombentreffer,
der allerdings nur geringen Schaden anrichtete. Der
in den Diensten des Fürsten von Merode stehende Förster
Johann Refisch wurde auf dem Weg von Merode zu seiner
Wohnung im Forsthaus Jüngersdorf von einer Bombe getötet.
Am Nachmittag dieses Tages erfolgte die vollständige
Zerstörung der Städte Düren und Jülich. Allein in
Düren kamen bei diesem Angriff mehr als 3000 Zivilisten
und Soldaten ums Leben. Darunter waren auch Bewohner
aus Schlich und Merode, welche sich zum Einkaufen
in Düren aufhielten oder dort einer Beschäftigung
nachgingen. Der vorangegangen Luftangriff und der
nun nicht mehr aufhörende Artilleriebeschuß waren
der Beginn einer plan- und ziellosen Flucht der Zivilbevölkerung.
Meistens flohen diese Menschen per Fahrrad oder zu
Fuß zum Bahnhof in Buir. Von dort aus gingen Züge
in die Evakuierungsorte nach Nord- und Mitteldeutschland.
Einige kamen auch nach Bayern. Die Zurückgebliebenen
suchten nun Schutz im Keller von Schloß Meroder, welcher
der Zivilbevölkerung zur Verfügung gestellt worden
war. Vor allem ältere und kranke Menschen, sowie Frauen
und Kinder fanden hier Unterkunft. Hier erfolgte auch
die Verpflegung. Die Landwirte blieben vorerst auf
ihren Höfen, denn das Vieh mußte, soweit es nicht
abgegeben war, versorgt werden. Man vermied es, tagsüber
das Herdfeuer anzumachen, denn die Rauchentwicklung
am Tage hätte sofort zu Artilleriebeschuß und Tieffliegerangriffen
geführt, denn der Feind vermutete dort, wo Rauch war,
Soldaten. Man ernährte sich überwiegend von den eingemachten
Früchten oder anderen Kaltspeisen. Trinkwasser schöpfte
man aus Brunnen oder Bächen. Leute, die keinen Brunnen
besaßen, holten das Trinkwasser unter großen Gefahren
aus dem Brunnen am Schloßhof. Oft kehrten sie mit
leeren Eimern und Kannen zurück, da man für den permanenten
Beschuß Deckung suchen mußte. Ab dem 16. November
1944 wurde die aus Dänemark kommende 47. Volksgrenardierdivision
in die Front westlich Düren eingeschoben. Im Bereich
Merode kam das Grenadierregiment 115 unter dem Befehl
von Oberstleutnant Inhofer zum Einsatz. Der Regimentsgefechtsstand
befand sich in der Meroder Vikarie. Die Soldaten des
Grenadierregiments 115 besetzten die Stellungen unweit
der Laufenburg, sowie den “Merode Gey Riegel³ oder
auch “Roonstellung³ genannt. Die Ausrüstung dieser
Einheit war weniger als ausreichend, denn infolge
der alliierten Luftherrschaft hatte man fast alles
schwere Gerät und Fahrzeuge verloren. Dennoch gelang
es dem Grenadierregiment 115 den Vormarsch des 26th
Infantry der 1st US Infantry Division vorerst aufzuhalten.
Das Wetter im November 1944 war überwiegend regnerisch
und naßkalt und es ließ den Aufenthalt für die Soldaten
im Freien zur regelrechten Qual werden. Die Straßen
und Wege waren infolge des schlechten Wetters aufgeweicht,
von Granaten und Bomben aufgerissen und von schweren
Fahrzeugen zerfahren und wurden dadurch unpassierbar.
Der 17.11.1944 sollte zum Schicksalstag von Schloß
Merode werden. Seit den frühen Vormittagsstunden befanden
sich Teile der im Hürtgenwald eingesetzten 116. Panzer
Division, auch Windhunddivision genannt auf dem Weg
nach Mönchengladbach in eine Ruhestellung. Eine dieser
Kolonnen nahm den Weg über Merode. Kurz vor Mittag
dieses Tages erschienen plötzlich mehrere amerikanische
Jagdbomber der 366th Staffel und griffen die durch
Merode fahrende Kolonne mit Bordwaffen an. Dabei gelang
es dem Flakzug dieser Einheit zwei der angreifenden
Flugzeuge abzuschießen. Ein weiteres Flugzeug wurde
von dem auf Schloß Merode anwesenden Leutnant der
Flak mit einem MG 42 von der Schloßbrücke aus abgeschossen.
Für dieses Ereignis gibt es noch zahlreiche Zeitzeugen.
Ein Flugzeug, welches von der Flak abgeschossen wurde,
stürzte in den Meroder Wald und das von dem Leutnant
abgeschossene Flugzeug auf das Wohnhaus und Scheune
der Familie Schieren am Hahndorn ab. Beide Piloten
kamen ums Leben. Die verbliebenen Flugzeug wurden
nach diesen Abschüssen auf das Schloß Merode aufmerksam
und griffen es nun mit Bomben an. Dabei erhielt der
Kapellenturm einen Volltreffer und fiel in sich zusammen.
Nur die Turmspitze blieb stehen, stürzte später aber
auch ein. Die Trümmer des Kapellenturmes verschütteten
die in der Schloßkapelle aufgebahrten Toten des Vortages,
darunter auch einige der o. a. Personen. Diese Toten
wurden erst einige Jahre später freigelegt und in
D´horn beerdigt. Ein auf dem Turm befindlicher Artilleriebeobachter
wurde durch den Luftdruck der detonierenden Bombe
in eine angrenzende Wiese geschleudert und blieb wie
durch ein Wunder unverletzt. Der bereits erwähnte
Leutnant soll einige Tage später bei den Kämpfe zwischen
Merode und der Laufenburg gefallen sein. Nach dem
16. November 1944 stieß das 26th Infantry der 1st
US Infantry Division von Schevenhütte aus auf die
Laufenburg und in Richtung Merode vor. Um den 19.
November 1944 haben schwere Kämpfe beim Franzosenkreuz
stattgefunden (So steht es in den amerikanischen Kriegstagebüchern)
und einen Tag später war die Laufenburg Schauplatz
erbitterter Kämpfe. Deutsche Soldaten, welche sich
auf der Burg aufhielten fügten den Amerikanern erhebliche
Verluste zu. Der Bewohner der Burg, der sich mit seiner
Familie ebenfalls noch auf der Burg aufhielt, verschanzte
sich im Kuhstall. Schließlich gelang es den Amerikanern
die Burg einzukreisen und durch Panzerfeuer in Brand
zu schießen. Letztendlich gaben die deutschen Verteidiger
am 21. November 1944 auf und wurden in die Gefangenschaft
geführt. Bis zum 26. November 1944 hatten die Amerikaner
den Höhenrücken entlang des Erbsweges westlich Merode
erreicht und griffen von dieser Position aus am 27.
November 1944 den Ort Jüngersdorf an. An diesem Tag,
den 26. November 1944 trafen auch die ersten Teile
der aus Holland kommenden 3. Fallschirmjägerdivision
in Merode ein. Teile des Fallschirmjägerregiment 5
unter dem Befehl von Oberstleutnant Becker rückte
zur Ablösung des Grenadierregiment 115 in die Front
auf der Linie zwischen Langerwehe und Merode ein.
Das I. Bataillon, geführt von Hauptmann Schulze bezog
seinen Gefechtsstand im Haus Schmitz-Schunken, wo
sich später auch ein Verbandsplatz befand. Hauptmann
Siegfried Platz, der Führer des II. Bataillons nahm
seinen Gefechtsstand im Keller von Schloß Merode.
Die zurückgebliebene Bevölkerung wartete sehnsüchtig
auf das Vorrücken der Amerikaner, oder daß die anwesenden
Fallschirmjäger den Feind einige Kilometer zurückdrängen
konnte, aber nichts von beidem traf ein. Einige wenige
Zivilisten verließen den Ort noch am Abend des 28.
November 1944 andere, die keine Möglichkeit hatten
vorzukommen, harrten weiterhin in den Kellern aus.
Am Abend des 28. November 1944 hatten die Amerikaner
die Waldgrenze bei Merode erreicht und richteten im
Forsthaus Merode einen vorgeschobenen Beobachtungsstand
ein. Der 29. November 1944 sollte zum Debakel für
das 26th Infantry der 1st US Infantry Division werden.
Gemeinsam mit der Kompanie C des 745th Panzer Bataillons,
der Kompanie A des 634th Panzerjäger Bataillon und
der Kompanie B des 87th Granatwerfer Bataillon griff
das II. Bataillon des 26th Infantry die Orte Merode
und Schlich an. Der Angriffsplan sah vor, daß die
Kompanie E des 26th Regiments auf Schlich vorstoßen
und die Kompanie F den Ort Merode einnehmen sollte.
Die Panzer und Panzerjäger sollten diesen Angriff
unterstützen. Doch schon unmittelbar nach überschreiten
des Höhenrückens westlich Merode setzte deutsches
Scharfschützenfeuer ein und fügten den vorgehenden
amerikanischen Infanteristen erhebliche Verluste zu.
Oberleutnant Sidney C. Miller, ein Zugführer im 2.
Zug des Kompanie F berichtete mir vor einiger Zeit,
daß es seine Aufgabe war, mit seinem Zug das Schloß
Merode einzunehmen. Aus diesem Grund wollte er mit
dem Gros seines Zuges zwischen dem Forsthaus Merode
und dem “Aschenpfädchen³ frontal gegen das Schloß
angreifen. Die deutsche HKL (Hauptkampflinie) befand
sich zu dieser Zeit am westlichen Ortsrand von Merode.
Als nun die amerikanischen Angreifer die Freifläche
vor dem Wald erreichten, setzte schlagartig schwerer
deutscher Artilleriebeschuß ein. Die Amerikaner erlitten
erhebliche Verluste und wichen nach rechts auf die
Baumreihe entlang des Hohlweges aus. Viele Amerikaner
blieben tot oder verwundet auf den Feldern und Wiesen
liegen. Sidney C. Miller, stürmte mit den wenigen
verbliebenen Soldaten den Hohlweg entlang vor und
erreichte wenig später durch die Gärten die ersten
Häuser von Merode. Hier traf er sogar noch Zivilisten
an. Das erste Haus, welches in Merode in amerikanischer
Hand fiel, war das Haus von Justine Lürken an der
heutigen Schloßstraße. Sidney C. Miller berichtete
weiter, daß von den fast 50 Soldaten seines Zuges
nur 4 den Ort Merode erreicht hätten. Alle anderen
waren tot oder verwundet worden. Auch die angreifenden
Panzer und Panzerjäger konnten nicht durchbrechen,
denn sie fuhren sich in dem schlammigen Hohlweg fest
oder wurden durch Artillerie- und Panzerfaust beschädigt.
Der Führungspanzer kippte im Hohlweg um und versperrte
somit die einzigste Zufahrt nach Merode. Die anderen
Panzer und Panzerjäger mußten von den Besatzungen
aufgegeben werden. Auch die Kompanie E hatte kein
Glück. Schlich konnte nicht erreicht werden und so
sickerte diese Kompanie ebenfalls in Merode ein. Die
Soldaten der Kompanie E und F, welche vor allem in
den oberen Teil der Ortschaft Merode eingedrungen
waren, wurden nun von den eigenen Linien abgeschnitten
und nachdem die Funkgeräte ausgefallen waren, bestand
keine Verbindung mehr zu ihren Rückwärtigen Stellungen.
Sehnsüchtig warteten die in den Häusern sitzenden
Amerikanern nun auf weitere Verstärkungen, welche
aber infolge des deutschen Artilleriebeschuß nicht
heran geführt werden konnte. In den frühen Abendstunden
des 29. November 1944 schlugen die Fallschirmjäger
zurück. Mit der Unterstützung eines einzigen Panzers
wurde aus der Ortschaft Schlich heraus ein Gegenangriff
auf die in Merode eingedrungen Amerikaner geführt.
Dieser Gegenangriff wurde von Oberstleutnant Becker
persönlich geleitet. In den Häusern und Kellern, wo
man Amerikaner vermutete, schoß man mit der Panzerfaust
in die Kellerschächte oder der Panzer schoß in die
Häuser. Mehr als 120 Amerikaner sind an diesem Abend
in Merode gefallen. Weitere 165 darunter 10 Offiziere
gerieten in Gefangenschaft. Das 26th Infantry verlor
in Merode zwei komplette Kompanien und Teile einer
Dritten. Fünf Sherman Panzer M4A3 und 2 Sturmgeschütze
M10 gingen ebenfalls verloren. Das 26th Infantry erlebte
hier in Merode die schwerste Niederlage in ihrer Geschichte.
Am nächsten Tag, den 30. November 1944 gelang es den
Fallschirmjägern die Amerikaner etwa 500 Meter in
den Wald zurückzudrängen. Einzelne amerikanische Kellerstützpunkte
hielten sich aber noch bis zum 3. Dezember, bevor
auch diese überwältigt werden konnten. Schloß Merode
war bei diesem Angriff nicht berührt worden. Es blieb
die ganze Zeit über in deutscher Hand. Nicht nur auf
amerikanischer Seite, sondern auch bei den Fallschirmjägern
hatte es hohe Verluste gegeben. Vor allem war die
Verlustrate bei den jungen, unerfahrenen 17-18jährigen
Soldaten, welche hier ihren ersten Einsatz erlebten
besonders hoch. Nach dem Verlust der Kompanien E und
F war das 26th Regiment nicht mehr in der Lage, einen
schlagkräftigen Angriff zu führen. Auch das Fallschirmjägerregiment
5, welches angeschlagen aus diesen Kämpfen hervorging,
war danach nur noch in der Lage ihre Stellungen um
Merode herum zu halten. Am 7. Dezember 1944 wurde
die 1st Infantry Division durch die 9th Infantry Division
abgelöst und kam in eine Ruhestellungen nach Belgien.
Die 9th Division, welche in Elsenborn aufgefrischt
worden war, sollte nun den nächsten Schlag führen.
Am 10. Dezember 1944 griffen das 39th und 60th Infantry
mit Unterstützung des 746th Panzerbataillon aus dem
Raum Jüngersdorf, Langerwehe und Luchem in Richtung
Düren an. Der Angriffsplan sah vor, daß zunächst das
60th Infantry nördlich der Eisenbahnlinie entlang
auf Obergeich, Geich, Echtz und Gut Rothaus vorstoßen
sollte. Wenn die Straßenkreuzung bei Gut Rothaus erreicht
und gesichert war, sollte das 39th Infantry aus Jüngersdorf
heraus südlich entlang der Bahnlinie auf D´horn vorstoßen
und den Ort einnehmen. D´horn wurde innerhalb von
30 Minuten genommen. Von D´horn aus sollte nun das
II. Bataillon des 39th Infantry auf Schlich und Merode
vorstoßen. Gleichzeitig würde das I. Bataillon aus
den Wäldern ausbrechen, um die deutschen Fallschirmjäger
in Merode einzukesseln. Dieser Angriff, welcher ein
sehr waghalsiges Unternehmen war, wurde von General
Collins, dem Kommandeur des VII. Corps persönlich
überwacht. Nachdem D´horn erobert war, rückten Teile
des II. Bataillons / 39th Infantry von Nordosten auf
Merode vor. Am unteren Ortsrand von Merode schlug
den Angreifern schweres Abwehrfeuer entgegen. Die
in den Kellern eingerichteten dt. MG Stellungen konnten
erst nach zähem Nahkampf mit Handgranaten ausgeschaltet
werden. Der Widerstand in Merode war so hart, daß
Haus für Haus im Nahkampf genommen werden mußte. Nachdem
Teile des 746th Panzer Bataillons und Teile des I.
Bataillons / 39th Infantry von Jüngersdorf kommend
auf Merode vorrückten, mußten die noch in den Wäldern
verbliebenen dt. Fallschirmjäger ihre Stellungen aufgeben
und sich zurückziehen, um nicht abgeschnitten zu werden.
Nachdem nun der größte Teil von Merode in amerikanischer
Hand war, konzentrierte sich der Angriff in den späten
Nachmittagsstunden des 10 Dezember 1944 auf Schloß
Merode. Teile des Fallschirmjägerregiment 5, welche
sich noch immer im Schloß aufhielten, hatten den Torbau
mit allerlei Trümmern und Balken verbarrikadiert und
dort zwei MG 42 in Stellung gebracht. Diese Maschinengewehre
und die in den vielen Fenstern postierten Gewehrschützen
schossen auf alles, was sich im Vorfeld bewegte. Schließlich
gelang es den Angreifern die MG Stellung im Torbau
von Schloß Merode mit gezielten Bazooka und Panzerfeuer
niederzukämpfen und über die Brücke in das Schloß
einzudringen und die Besatzung gefangenzunehmen. Einige
Fallschirmjäger gelang aber noch der Ausbruch und
konnten somit der Gefangenschaft entkommen. Noch am
gleichen Abend erschienen General Collins und General
Craig, der Kommandeur der 9th US Infantry Division
auf Schloß Merode. Das 39th Infantry Regiment, geführt
von Colonel Bond richtete hier seinen Regimentsgefechtsstand
ein. Zivilisten waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr
in Merode. Die letzten noch verbliebenen Einwohner
sind Anfang Dezember 1944 von den Fallschirmjägern
mit einem Panzer aus den Ort gebracht worden. Somit
war Schloß und Ort Merode endgültig am 11. Dezember
1944 in amerikanischer Hand! Um den 19. Dezember 1944
wurde die 9th US Infantry Division im Raum Merode
abgelöst und in den Raum Kalteherberg Elsenborn
verlegt, um hier den deutschen Vormarsch durch die
Ardennen abzuriegeln. Die 104th US Infantry Division
übernahm nun den Abschnitt auf der Linie von Inden
bis Rölsdorf. Zu diesem Zeitpunkt war das gesamte
westliche Rurufer, mit Ausnahme von Obermaubach in
amerikanischer Hand. Die Orte Merode und Schlich wurden
vom II. Bataillon des 413th Infantry besetzt, wobei
vor allem die Kompanie F/413th Infantry im Raum Merode
war. Auch waren hier Teile des 784th Panzer Bataillons,
welches überwiegend aus farbigen Soldaten bestand
für kurze Zeit eingesetzt. Vom 20. Dezember 1944 haben
im hiesigen Gebiet keine nennenswerten Kampfhandlungen
mehr stattgefunden, weil der Schwerpunkt der Kämpfe
nun in den Ardennen lag. Nach der Beendigung der Ardennenoffensive,
Mitte Februar 1945 wurde die 8th US Infantry Division
in die Front westlich Düren eingeschoben. In Merode
und Schlich lagen Teile des 121st Infantry der 8th
Infantry Division. Colonel Cross, der Kommandeur des
121st Infantry hatte seinen Befehlsstand in der alten
Schule in Schlich. Am 23. Februar begann mit der Operation
“Grenade³ die alliierte Offensive gegen dir Rur. In
Schloß Merode befand sich während dieser Zeit ein
Feuerleitstand für die amerikanischen Jagdbomberverbände
der 9th US Air Force. Nach dem 23. Februar 1945 haben
die meisten amerikanischen Einheiten Merode und Schlich
verlassen. Zurück blieben die zerstörten Orte der
Herrschaft, ein verkrüppeltes Schloß, verwüstete und
verminte Felder und ein zerschossener Wald. Mehrere
hundert Menschenleichen und unzählige Tierkadaver
blieben unbeerdigt auf dem Schlachtfeld zurück. Schlußbemerkung:
Dies ist lediglich eine kurze Zusammenfassung der
damaligen Ereignisse und erheben keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Ich möchte allerdings bemerken, daß
ich aufgrund meiner intensiven Arbeit über das Kriegsgeschehen
in und um Merode heute klar widerlegen kann, daß der
Ort und Schloß Merode niemals siebenmal, bzw. dreimal
den Besitzer gewechselt haben. Auch fanden hier in
Merode und Schlich keine Panzergefechte statt, da
deutscherseits im gesamten Korpsabschnitt nur noch
drei einsatzfähige Panzer vorhanden waren.
Die
komplette, von mir zusammengefaßten Aufzeichnungen
über die Kämpfe in Merode und Umgebung betragen rund
300 Seiten!