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Blanche
Prinzessin von Merode, 17 Jahre, Schülerin, berichtet: |
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Ich
kam aus der Schule, so gegen 14 Uhr. Ein Mädchen
aus dem Dorf, welches ich gut kenne, lief an der
Bushaltestelle mit ernstem Gesicht auf mich zu.
Es sei etwas Schlimmes passiert, sagte sie. ich
dachte nur, unser Pferd sei gestorben, es ist schon
sehr alt. Dann sagte sie aber, das Schloss habe
ein bißchen gebrannt". Beim Gehen erklärte sie mir,
"ein Turm" habe gebrannt. Mir fiel der Turm über
der Kapelle ein. Der ist aus Stein und es sind nicht
viele Sachen drin, dachte ich mir. |
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Als
wir den Park betraten, sagte sie dann: "Die Mitte
auch". Hilfe, da ist mein Zimmer, dachte ich . Das
ist ja schrecklich. Ich hatte keine genaue Vorstellung,
aber ich war schon total entsetzt. Als wir um die
Hecke herumgingen, habe ich alles gesehen und auch
noch von der schlimmsten Seite. Es rauchte alles
noch stark. Da habe ich angefangen zu weinen. Ich
wollte durch die Absperrung, aber die Polizei hat
mich und meine Schwester nicht eingelassen. Da könne
ja jeder sagen, daß er hier wohnt. Einen Ausweis
bitte. Zum Glück hatte ich meinen Schülerausweis
dabei. |
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Ich
konnte nichts machen, stand nur da. Ich wollte
so gerne etwas tun. Aber ich wollte nicht getröstet
werden, ich wollte nur Ruhe haben. Ich wollte
auch nicht weggehen. Viele wollten mir etwas zu
essen geben, - aber ich hatte überhaupt keinen
Hunger.
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Ich
liebe mein Haus. Am traurigsten bin ich für meinen
Vater. Ich bin so froh, daß bei dem Feuer niemand
gestorben ist. Ich bin gläubig, aber im ersten
Moment wollte ich nicht beten, weil ich zornig
und traurig zugleich war. Meine Mutter schlug
vor, wir könnten beten, aber ich wollte nicht
beten. Am Abend ging es wieder.....
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Es
hat bei uns gebrannt, aber wir haben auch gesehen,
wie viele Leute zu uns stehen. Es war sehr lieb,
wie die Menschen aus der Umgebung reagiert haben,
wie sie mit uns geheult haben, wie sie uns gleich
Anziehsachen gebracht haben und Essen und sofort
geholfen haben. Unser Notquartier im Turm sieht
noch schrecklich aus, aber wie wohnen abwechselnd
bei Freunden, die uns Platz zur Verfügung gestellt
haben. Ich habe auch darüber geweint, daß ich
nun sozusagen obdachlos bin. Aber ich bin ja nicht
richtig obdachlos, wie andere, die auf der Straße
leben müssen. Wir haben noch ein Haus und wir
konnten doch noch vieles retten.
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Für
die Zukunft bin ich eher Optimist. Wenn so viele
mithelfen, dann wird alles wieder gut.
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Heinrich
Wolters, Pfarrer von Schlich, d'Horn, Merode und
Obergeich berichtet:
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Ich
kam von einem Geburtstagsbesuch gegen halb zwölf
Uhr in mein Büro. Die Pfarrsekretärin teilte mir
als Gerücht mit: Im Schloss soll es brennen.
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Ich
fuhr sofort raus. Das Schloss stand in Flammen,
die Feuerwehren kamen gerade an. Ich bin dann
mit Prinzessin Merode in die Kapelle gegangen
und habe die liturgischen Geräte mit dem Allerheiligstem
auf den Altar gestellt. Wenn es da gebrannt hätte,
dann hätte man sie sehr schnell rausholen können.
Das Feuer war noch nicht vor dem Turm. Die Prinzessin
blieb noch länger in der Kapelle.
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Dann
mußten wir zusehen, wie sich das Feuer immer weiterfraß.
Ich stellte mich zu den Leuten und sah, daß viele
weinten. Die Menschen spürten wirklich, daß hier
etwas abbrennt, was mit ihrer Geschichte zu tun
hat. Viele haben sofort gefragt, ob es wieder
aufgebaut wird. Die Hilflosigkeit beim Anblick
des Feuers war enorm. Man sah allerdings, wie
sich die Feuerwehr mit aller Macht bemühte, den
Brand in den Griff zu kriegen und dann vor allem
den Kapellenturm ins Visier nahm und auch rettete.
Die Feuerwehrleute haben bis zur Erschöpfung gelöscht!
Die Hilfsbereitschaft der Menschen war groß. Sie
halfen beim Leerräumen, brachten Essen und Material.
Es war auch eine neue Erfahrung der Solidarität
mit einer Familie, von der manche Leute dachten,
sie sei irgendwie «abhoben». Dorf und Prinzenfamilie
sind durch den Brand noch mehr zusammengekommen,
ich hoffe, dass das anhält.
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