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Als
ich die Kapelle Verlies, sah gerade noch, wie
der Zwiebelturm zusammenbrach. Das Wüten des Feuers
war beinahe faszinierend. Aber ich habe irgendwie
begonnen zu verstehen: Es ist zu spät, wir können
nicht mehr hinein und dort weiterwohnen. |
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Die Menschen aus dem Dorf haben geweint, haben
mich umarmt. "Das ist doch auch unser Schloss
!" Dauernd kamen Leute, um etwas Liebes zu sagen.
"Wenn wir etwas helfen können, wir stehen Euch
bei !". Die Frau eines Polizisten bot an: "Sie
haben meine Kleidergröße, ich bringe Ihnen etwas
zum Anziehen!". Ein Feuerwehrmann fragte, was
ich für heute abend brauche. Eine Zahnbürste......
? Ich war dankbar, aber die Alltäglichkeiten waren
für mich in diesem Moment ganz weit weg. |
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Man
fragte mich, ob ich nicht unter Schock stehen
würde, ob ich Tabletten brauchte. Vor mir lief
alles ab, wie in einem Film. So viele liebe Gesichter
der Leute aus dem Dorf, Bekannte, Nachbarn, Freunde.
Sie reihten sich bis spät abends aneinander. |
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Ich
hätte nie gedacht, daß man so viel Hilfe und Zuspruch
bekommt. Das tröstete und half uns. Sonst wäre
ich in diesen Tagen nicht so tatkräftig geblieben.
Ich denke, man muß nur an die Zukunft denken.
Man darf nicht daran denken, wieviel Zeit und
Arbeit schon investiert war und nun verloren ist. |
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Große
Sorgen machte ich mir um unsere Töchter, die ja
erst aus der Schule kamen und für die das alles
hier ein Schock sein mußte. Freundlicherweise
hat eine Nachbarin aus dem Dorf unsere Töchter
am Bus abgeholt. |
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Unseren
Sohn Albert-Henri wollte ich lieber nicht anrufen,
weil er am nächsten Tag Prüfung hatte. Er kam
trotzdem mit Verwandten aus Belgien, die von dem
Brand gehört hatten und hat die Prüfung verschoben. |
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Als
es nicht mehr gefährlich war, haben wir mit Hilfe
des Pastors das Allerheiligste aus dem Kapelle
geborgen. |
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Albert-Henri
Prinz von Merode, Student, ältester Sohn, 24 Jahre
alt berichtet: |
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Ich
war am 19. Juni in Belgien und bereitete mich
am Schreibtisch auf eine Prüfung vor. Eine Tante
rief mich gegen 15 Uhr an und fragte, was in Merode
los sei, man erreiche die Eltern nicht. Sie habe
gehört, daß es brenne. In Belgien funktioniert
die Mundpropaganda recht schnell! Auch ein Freund
der Familie rief mich an, er erreiche meine Eltern
nicht, keiner gehe ans Telefon. Ich habe es sofort
selbst versucht, ohne Erfolg. Frau Schulz, unsere
Nachbarin, die ich dann anrief, hat mir vom Brand
berichtet, ich vergaß allerdings, nach den Eltern
zu fragen und war in heller Aufregung um sie.
Mit dem Onkel und der Tante fuhr in dann in meinem
Auto los. Sie wollten fahren, aber mein Onkel
fährt zu langsam, so ging ich selbst ans Steuer.
Aber ich fuhr viel zu schnell und war sehr nervös.
An der Autobahnausfahrt Weisweiler konnte mein
Onkel mich dann überreden, das Steuer abzugeben.
Im Auto haben wir den Rosenkranz gebetet. |
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Ich
kam an und sah, was passiert war, fand meine Familie
und sah die ganzen Leute aus unserem Dorf. Sie
haben mindestens so viel gelitten wie wir. Ich
bin optimistisch, denn durch die Unterstützung
des Dorfes werden wir dieses Ereignis verkraften.
Auch wegen der Hilfe der Menschen aus dem Dorf
und der Umgebung haben wir uns entschieden, alles
zu tun, um das Schloss wieder aufzubauen. Meine
Prüfung werde ich im September nachholen! |
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